Die Ausdehnung der kurbrandenburgischen/preußischen Festung Regenstein ist kaum bekannt und noch weniger sichtbar. Um die Schwachstelle der Festung auszugleichen - der offene Beschuss aus westlicher Richtung - wurden umfangreiche Werke unterhalb des Regensteins angelegt. Die Anlagen reichten bis zur Regensteinmühle und in nordwestlicher Richtung über die Sandhöhlen hinaus.
Davon ist heute kaum noch etwas zu sehen. Teils ruiniert, teils von der Natur zurückerobert, kann man nur noch erahnen, dass da was ist.
Beim Bau der Anlagen wurde nach Tiefe und Höhe gestaffelt. Eine grosse Tiefe sollte die feindliche Artillerie auf Abstand halten. Jeder Gegner, der bergaufwärts angreifen muss, ist erstmal im Nachteil. Durch die Höhenstaffelung musste ein Gegner bergauf angreifen. Deshalb wurden Erdwerke bevorzugt an Hanglagen angelegt.
Bereits vor dem 30ig-jährigen Krieg wurden von Heeren starke Feldbefestigungen angelegt. Eine der ältesten, bekannten Sicherungsmaßnahmen, war das Lager einer römischen Legion, welches zum Ende jeden Tages gebaut wurde.
Spätestens mit der Verbreitung der Artillerie in den Feldheeren wurden starke Verschanzungen anglegt, die aus Erdaufschüttungen und Palisaden bestanden. Diese Feldbefestigungen dienten nicht nur den beweglichen Heeren, sondern auch ständigen Befestigungen, wie dem Regenstein. Durch die Werke sollten die gegnerische Infanterie und die Artillerie auf Abstand gehalten werden. Für die Festung Regenstein wurden umfangreiche Erdwerke angelegt. Im Laufe der Jahrhunderte sind diese Schanzen natürlich in ihrem Umfeld eingesunken und von Bäumen bewachsen. Nur wenn man gezielt sucht, lassen sich die Umrisse noch erkennen.
Über den Raubgrafenweg gelangt man vom Parkplatz aus zur Bastion Ludwigsburg. Auf einer Anhöhe gelegen, deckte die Bastion die südwestlich/westliche Angriffsrichtung ab. Ob dieses Werk nur von Infanterie verteidigt werden sollte oder auch Artillerie in der Bastion stand, konnte ich bisher nicht prüfen.
Wie am Regenstein üblich, beginnt der Weg ganz einfach begehbar. Relativ flach abfallend, breit und leicht zu erwandern.
An der Ludwigsburg ändert sich der Weg schlagartig, wird steil, mit Wurzeln durchsetzt und felsig. Bei Nässe anspruchsvoll.
Das Schild steht gut sichtbar am Wegesrand und beschreibt die Bastion Ludwigsburg. Den Satz mit den Kanonen ändern wir aber ab in: "Auf dem Bastionsplateau sollten während der Festungszeit einige kleinkalibrige Kanonen stehen." [1]
Der Geschützpark der Festung Regenstein war bestenfalls als "abenteuerlich" zu bezeichnen.
Die Erdschanzen am Regenstein wurden als Minimalschanzen angelegt, aufgeschüttet aus Erde und Geröll. Palisaden sind nach den Jahrhunderten nicht mehr erkennbar. Wichtig war, dass der Gegener bergauf angreifen musste und die Verteidiger den Höhenvorteil hatten. Im nördlichen Bereich des Regensteins sind die Schanzen erheblich höher, weil sie an einem Anhang lagen und der Gegner mit Höhenvorteil angreifen konnte.
Die Ludwigsburg lässt sich selbst im Frühjahr nur schlecht fotografieren, deshalb als Beispiel ein Foto eines Ravelins der Festung Königstein bei Dresden.
Auch am Regenstein sind in der Ludwigsburg Reste von Steingebäuden nachweisbar.
Zusammen mit dem Grünen Hof bildete die Ludwigsburg ein fast eigenständiges Befestigungswerk.
Der Zugang zum Grünen Hof war bei unserem Besuch im August 2017 gesperrt. Wahrscheinlich waren die Ruinen zu baufällig oder am Abgang zum Grünen Hof war Erde abgerutscht. Vom ehemals vorhandem Mauerwerk ist kaum noch etwas vorhanden.
Den Felsgraben der Ludwigsburg bei voller Vegetation zu fotografieren, ist anspruchsvoll, das Ergebnis eher mager! Das Foto kann den Blick vor Ort nicht ersetzen, vor lauter Grünzeugs ist auf dem Bild nichts zu sehen. Der Graben ist wuchtig.
Soweit möglich, wurde vor einer Schanze ein Graben angelegt, der der angreifenden Infanterie den direkten Angriff verwehrte. Es musste Belagerungsmaterial mitgeführt werden, wie Behelfsbrücken und Leitern. Dieses Material behinderte die Angreifer im Anmarsch, verlangsamte den Sturm und gab den Verteidigern mehr Zeit.
Rechter Hand vom obigem Foto befindet sich in ca. 30 m Entfernung eine Erdschanze. Die Natur lässt hier kaum noch Umrisse des Erdwerkes erahnen. Es führt nicht mal ein Trampelpfad dorthin, wo ein abgefaultes Hinweisschild an einem Baum lehnt.
Zu Erkennen ist hier und im August nichts. Der Baum in der Mitte markiert die Spitze einer Erdschanze für Infanterie. Angreifer mussten hangaufwärts angreifen. Die Verteidiger wurden durch Erdwälle geschützt. Zu den Zeiten der Festung wurde das Gelände schussfrei gehalten, d.h. Bäume gab es nicht und der Bewuchs wurde kurz gehalten.
Wir haben es für dieses Mal bei wenigen Fotos dieser Schanze belassen. Die restlichen Schanzen um die Ludwigsburg herum sind wahrscheinlich nur im Frühjahr bei minimaler Vegetation zu erkennen.
Diese Schanze wirkt sehr klein, man darf aber nicht verkennen, dass im 18. Jhdt das Leben eines Soldaten nichts galt. Wenn sich in dieser Schanze 100 Musketiere drängten, die auf Befehls ihres Offiziers aufstanden und eine Salve abfeuerten, dürfte die moralische Wirkung auf den Gegner erheblich gewesen sein.
Die Alte Heerstraße durchschnitt im nördlichen Teil das Festungsgelände. Entlang der Heerstraße und hinter den Sandhöhlen wurden teils gewaltige Erdwerke errichtet, um den Gegner auf Abstand zu halten.
In westlicher Richtung verläuft der äussere Festungsring in der Nähe des Mühlbachs. Allerdings unterhalb des Papenberges und damit in sicherer Schussweite der gegnerischen Artillerie.
Selbst bei einer robusten Ausstattung der Festung im Kriegsfall wären solche Kleinanlagen nur mit wenigen Soldaten besetzt gewesen. Durch die Ausdehnung der Festungsanlagen müssten hier mehr als 1.000 Mann stationiert worden sein. Und selbst das ist die Untergrenze, um das Gelände bei einem ernsthaften Angriff zu verteidigen.
Ich bin kein Fachmann, aber im 18. Jhdt und mit dem damaligen Zustand des Regenstein, hätte ich unter 2.000 Mann mit intaktem und völlständigem Artilleriepark eine ernsthafte Verteidigung der Festung nicht mal versucht. Von den zivilen Verlusten bei den Soldatenfamilen reden wir gleich garnicht!
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