Ruine der Felsenburg Regenstein
Ruine der Felsenburg Regenstein

Westseite der Festung

Plan der Festung um 1750.

Quelle: Staatsbibliothek zu Berlin, Public Domain Mark 1.0

An drei Seiten konnte die Festung Regenstein gut befestigt werden. Schwachstelle war die Einbuchtung der westlichen Flanke, mit einem steil ansteigendem, aber nicht sturmfreien Gelände. Erschwerend kam hinzu, dass das gesamte Gelände der Festung von Westen aus eingesehen werden konnte. Für notwendige Erdarbeiten fehlten Personal und Mittel. So wichtig war die Festung Regenstein dem Kurfürsten dann doch nicht.

Festung Regenstein - Westseite, von der Felsenburg aus gesehen Festung Regenstein - Westseite, von der Felsenburg aus gesehen

Der Bau von Erdschanzen und Ravelins am Hang des Felsens sollte das Vorfeld der Festung in westlicher Richtung erweitern und die Reichweite gegnerischerischer Artillerie verringern. Der Grüne Hof und die Ludwigsburg waren stark ausgebaute Stützpunkte. Eine treppenförmige Anlegung der Schanzen erschwerte zwar einen Angriff, machten ihn aber nicht unmöglich. Die Mauerhöhe ist größer als die Griffhöhe von Soldaten. Es mussten also mindestens Sturmleitern mitgeführt werden, solange keine Bresche in das Mauerwerk geschossen war.

Festung Regenstein - Westseite (Foto: 08/2020) Festung Regenstein - Westseite (Foto: 08/2020)

Da mir nur wenige Daten zur Planung der Festung Regenstein zur Verfügung stehen, reine Spekulation: Eventuell war für einen späteren, verstärkten Ausbau der Festung an Stelle des Schräghanges eine große Kurtine (Wallmauer) geplant. Im europäischem Festungsbau der damaligen Zeit wurden oft gewaltige Wallanlagen angelegt. Fortifikatorisch wäre die Festung Regenstein erheblich aufgewertet worden.

Ein Projektplan aus dem Jahr 1670 deutet zumindest auf eine geplante, grosse Kurtine hin.[1, Seite 70]

Aus Richtung der Felsenburg waren hier Geschütze notwendig, die einen Angriff von Infanterie mittels Flankenbeschuss durch  Kartätschen niedergehalten werden konnte.

Festung Regenstein - westlich abfallendes Gelände mit der Bastion Mühlberg Festung Regenstein - westlich abfallendes Gelände mit der Bastion Mühlberg

Für eine Verteidigung der Westflanke war schwere Artillerie unbedingt notwendig. Nur schwere Kaliber mit grosser Reichweite konnten die ingenieurtechnische Annäherung des Gegners verhindern. Diese schweren Geschütze waren auf dem Regenstein aber nie vorhanden.

 

Im September 1757 reichte die Androhung der Franzosen "Man werde schweres Geschütz auffahren ... ." für eine kampflose Übergabe der Festung durch die Preußen aus. [1] [4]

 

1758 erfolgte der Angriff der Preußen auf die isolierte Festung Regenstein. Durch eine Artillerieschanze auf dem gegenüberliegenden Papenberg soll es den Preußen gelungen sein, das Brunnenhaus der Festung mit einem Schuss zu zerstören. [1], [4], [6]

 

(Die Schanze ist nachgewiesen, der Schuss aber selbst ist nicht nachweisbar!)

Schanze auf dem Papenberg - Blick auf den Regenstein Schanze auf dem Papenberg - Blick auf den Regenstein

Der westliche Aufzug (Höhenmeter gegenüber dem Umfeld) der Festung ist fortifikatorisch katastrophal.

Festung Regenstein - Westseite mit Blick zur Felsenburg (Foto: 08/2020) Festung Regenstein - Westseite mit Blick zur Felsenburg (Foto: 08/2020)

Der steil abfallende Hang der Westseite hat keinen deckenden Erdwall oder ähnliches gegen Feindsicht und Beschuss. Die Reichweite damaliger schwerer Artillerie hätte gereicht, um die Festung zu bombardieren. Bei dieser Entfernung zwar alles Zufallstreffer, aber zumindest die moralische Wirkung auf die Besatzung wäre erheblich gewesen. Eine Breschierung der Mauer und damit der Aufgang für anstürmende Infanterie wären bei förmlicher Belagerung wahrscheinlich gewesen.

Wenn man sich das Gelände der Festung unbewaldet vorstellt, wird klar, dass der Regenstein voll einsehbar war. Wäre die Festung Regenstein von militärischer Bedeutung gewesen und müsste erobert werden, hätte man 24-Pfünder herangebracht, die aus sicherer Entfernung die Befestigungen demoliert hätte.

Die Ausdehnung des Festungsgeländes nach Westen hin, bis zur Regensteinmühle und den westlichen Erdschanzen, zeigen, dass man das Problem erkannt hatte. Bei einer ernsthaften Belagerung hätten die Erdwerke kaum eine Bedeutung gehabt.

Festung Regenstein - Ansicht der Festungsoberfläche Festung Regenstein - Ansicht der Festungsoberfläche

Der Aufzug der Festung in nord-, nordöstlicher Richtung lag unterhalb der Bastion Neu-Brandenburg. Allerdings wurde dieser überhöhte Punkt durch die Bastion und Erdschanzen gedeckt. Die Bollwerk Wilhelmburg mit vorgelagerten Erdwerken bot zusätzliche Sicherheit.

Festung Regenstein - Blick auf das Bollwerk Wilhelmsburg mit Dreieckschanze Festung Regenstein - Blick auf das Bollwerk Wilhelmsburg mit Dreieckschanze

Aus den mir bekannten Quellen ergeben sich keine Hinweise, ob das Festungsgelände mit Laufgräben oder ähnlichen Erdwerken nach Westen geschützt waren. Da der Regenstein nie eine Kriegsfestung war, ergab sich aus der mangelhaften Ausrüstung mit Personal und Artillerie eine minderwertige Befestigungsanlage auf dem Regenstein.

Burg- und Festungsruine bei Blankenburg im Nordharz. Raubgrafentunnel Bergfried Vorburg Toranlage Papenberg Schanzen Sandhöhlen Preußische Festung Raubgrafenkasten Graf von Regenstein Bastion Scharfe Ecke Felshöhlen Kasematte Erdschanzen Ludwigsburg Heerstraße Sandsteinhöhlen Grüner Hof Regensteinmühle Bastion Mühlberg

Druckversion | Sitemap
Thomas Krieg | Dies ist eine private Seite ohne kommerzielle Interessen