Bei der Errichtung der Festung Regenstein musste ungünstiges Gelände befestigt werden. Hauptangriffspunkte jeder Festung sind die Toranlagen, Ausfallpforten und für eine Breschierung exponierte Mauern, die nicht durch Kreuzfeuer geschützt werden konnten.
Plan der Festung um 1750. Nicht eingenordet.
Quelle: Staatsbiliothek zu Berlin, Public Domain Mark 1.0.
Die Kurbrandenburgische Festung Regenstein besitzt eine stark befestigte Toranlage. Die Kurtine mit dem Tor wurde durch zwei Bastionen gedeckt. Ein Felsgraben mit Zugbrücke machte das Tor sturmfrei. Hinter der Zugbrücke befindet sich ein Hohlgang, der am Ende mit einem weiteren Tor verschlossen war. Zu Festungszeiten besaß der Hohlgang ein Holzdach. [1]
Durch die vorgelagerten Erdschanzen und die Schützentreppe wurde die Toranlage gegen Überrachungsangriffe mit Infanterie und Kavallerie gut geschüzt. Gegen eine förmliche Belagerung war die Schützentreppe wirkungslos! Wie am Felsfundament der Schützentreppe erkennbar, betrug die Mauerstärke 60 - 80 cm. Selbst leichte Artillerie hätte mit ballistischen Schüssen die Mauer zusammen geschossen. Wahrscheinlicher Grund für diese Schwachstelle war Geldmangel. Eine meterdicke krenelierte Mauer hätte diesen Platz der Torverteidigung extrem aufgewertet.
Eigene Anmerkung:
Von den Bastionen sind alle damals üblichen Mauern und Erdwerke verschwunden. Eine Deckung der Schützentreppe durch Erdwall und Bären erscheint mir durch den Höhenvorteil der dahinter liegenden Bastion als wahrscheinlich. Selbst bei einer kompletten Breschierung der Schützentreppe wäre die Toranlage mit dem Graben zu verteidigen gewesen.
Die Zugbrücke war eine Zug-Hebel-Konstruktion mit einem Mauersockel im Burggraben. Die Geschützscharten sind frei eingezeichnet. Da bei der Schleifung der Festung alle Mauern niedergelegt wurden, lassen sich die genauen Standorte nicht mehr feststellen. Entgegen anderer Darstellungen vermute ich über dem Tor ein Torhaus, wie es bei allen Festungen der damaligen Zeit üblich war. Flankiert von je einer Geschützscharte, die den Zufahrtsweg bestreichen konnte.
Links vom Tor in Richtung Festung befindet sich die Bastion Scharfe Ecke; rechtsseitig die Schützentreppe und die Bastion Friedrichsburg.
Der Torgraben wurde weitestgehend in den Fels geprengt. Teilweise sind noch die Bohrpfeifen (Sprenglöcher) zu erkennen. Auf dem obigen Foto ist die exponierte Lage der Bastion Friedrichsburg oberhalb der Schützentreppe erkennbar.
Die Erdschanzen um die Bastion Scharfe Ecke sind heute kaum noch zu erkennen, da fast komplett eingeebnet. Die Lage der gegenüberliegenden Schanzen vor der Friedrichsburg lässt zumindest erahnen.
Rechts oben, ist der Wall der Erdschanze zu erkennen. Ausgebildete Infanterie mit Musketen hätte von den Schanzen und der Schützentreppe aus, jeden Angriff zusammengeschossen. Die beiden Bastionen bilden ein U, an dessen unterem Punkt sich das Tor befindet. Hier hätte nur eine artilleristische Niederlegung von Schanze und Schützentreppe dem möglichen Gegner geholfen.
Die sich gegenseitig deckenden Bastionen, die Torkurtine mit Zugbrücke und die Erdschanzen waren starke Befestigungsanlagen. Die Anlage von Sappen und ein Unterminieren war durch den felsigen Untergrund zumindest sehr schwierig. Ein Angriff auf die Toranlage war wenig Erfolg versprechend. (Wenn die Festung personell und artilleristisch voll bestückt gewesen wäre.)
Burg- und Festungsruine bei Blankenburg im Nordharz. Raubgrafentunnel Bergfried Vorburg Teufelsloch Papenberg Schanzen Sandhöhlen Preußische Festung Raubgrafenkasten Graf von Regenstein Bastion Scharfe Ecke Belagerung Festung Vauban