Der Regenstein ist ein Sandsteinfelsen, der an drei Seiten steil abfällt. Das Massiv des Regensteins ist teilweise von natürlichen Höhlen durchzogen. Ein idealer Standort, um dort eine Burg zu errichten. Besitzverhältnisse im frühen Mittelalter bestätigen den Bau einer Burg.
Die frühe Burganlage umfasste das Massiv des Felsens und war eher mit Palisaden oder Bruchsteinmauern umfasst. Die Burg hatte in der Verteidigung den Höhenvorteil. Minimaler Aufwand mit maximalem Erfolg. Ob der frühmittelalterliche Regenstein eine Fluchtburg war, wurde bisher nicht untersucht, bzw. die nicht vorhandenen Quellen lassen dazu keine Rückschlüsse zu.
Bei der Anlage einer Burg wurde auf natürliche Vorteile geachtet, so z.B. eine Höhenlage. Der Grundriß sollte möglichst klein sein, um die Burg mit wenigen Leuten verteidigen zu können, aber auch alle notwendigen Wirtschaftsgebäude umschliessen.
Das Lehnswesen des frühen Mittelalters begünstigte die Anlagen von Burgen, die in Fronarbeit von Leibeigenen und Bauern errichtet wurden. Größe und Ausbau der Burg richtete sich nach den Geldmitteln des jeweiligen Lehnsherren. Mit der steigenden Bedeutung der Herren konnten die Burgen auch stärker ausgebaut werden.
Seit dem frühen Mittelalter oder noch früher führte eine Heerstraße nördlich unterhalb des Regensteins entlang. Somit ist ein Beobachtungsposten oder eine kleine Wehranlage auf dem Regenstein sehr wahrscheinlich. Über Umfang und Beschaffenheit der Wehrbauten auf dem Regenstein des frühen Mittelalters ist mir nichts bekannt.
Der Regenstein mit der dominierenden Lage eines von drei Seiten sturmfreien Felsmassivs bot sich für die Anlage einer Höhenburg an. Der weiche Sandsteinfelsen und die vorhandenen Höhlen boten gute Vorraussetzungen, um die vorhandene Burg zu erweitern. Für die sehr aktiven Grafen des Regensteins mit Händeln und Raubrittertum ein sicherer Ort für den Rückzug. Mit Gesinde mussten 12 bis 40 Mann für die Verteidigung der Anlage ausreichen.
Bogenschützen in einer Burg waren die Ausnahme, da sie ausgebildete Krieger und damit teuer waren. Einfach und meist ohne Vorbildung zu bedienen waren Armbrüste. Die Bolzen von Armbrüsten waren in der Lage, mittelalterliche Rüstungen zu durchschlagen.
Zinnen auf den Mauerkronen gestatteten der Besatzung ein geschütztes Nachspannen und Abfeuern ihrer Waffen. Dazu reichte eine schmale Scharte in der Mauer. Für das Werfen von Wurfgeschossen wie Steinen und Tontöpfen musste die Scharte aber breiter sein.
Umso höher die Burgmauer war, desto länger mussten die Sturmleitern sein. Der Höhenvorteil von den Verteidigern war enorm.
Gefährliche Angreifer waren die, die Wurfmaschinen besaßen, oder die Mittel, um eine Burg mittels Aushungern zu bezwingen. Im Kino wird oft die Belagerung mit Wurfmaschinen gezeigt, die Steinbrocken oder Feuerbälle als Geschosse zeigt. Das ist Humbug! Schlimm war der Beschuss mit Toten, Kadavern, Kot und anderem.
Der Regenstein war gegen Belagerung und Sturm an drei Seiten durch seine Lage auf einem Felssporn geschützt. Gegen Aushungern war die Burg Regenstein nicht geschützt. Die exponierte Lage mit Höhenvorteil schützte gegen eine klassische Belagerung.
Die Rekonstruktionszeichnung ist sehr frei gestaltet, berücksichtigt aber vorhandene und gesicherte Kenntnisse. Wenn man das nachfolgende Foto zum Vergleich hinzu zieht, wird deutlich, wie dicht gedrängt die Bauten gestanden haben.
Da die Regensteiner Grafen Händeln mit den umliegenden Städten und dem Raubrittertum nicht abgeneigt waren, war die Burg Regenstein ihr sicherer Rückzugsort. Eine förmliche Belagerung der Burg war aufwändig und kostenintensiv. Die Burg musste ausgehungert oder erstürmt werden. Für den Sturm waren viele Kriegsleute, Belagerungsmaschinen oder Geschütze notwendig.
Bliden wurden in Handwerkskunst gebaut und teilweise vermietet. Die Wurfmaschine wurde in Teilen vor die Burg gebracht und dann aufgebaut. Als Geschosse wurden Steine, Split, Fäkalien oder auch Kadaver benutzt. Reichweite 150 bis 300 m. Selbst wenn das Steingeschoss eine Mauer nicht durchschlug, dürfte die Erschütterung eines Einschlags eine starke moralische Wirkung gehabt haben.
Falls die Burg Regenstein aus Steinbauten und hölzernen Bauten bestand, war einem ernsthaftem Angriff mit "Technik" nichts entgegen zu setzen. Wurfmaschinen befanden sich ausserhalb der Reichweite von Armbrüsten und Bögen. Falls die Wasserversorgung nicht ausreichend war, musste die Besatzung sehr schnell aufgeben. Einem Beschuss aus Kanonen war die Burg wehrlos ausgesetzt.
Wurfmaschinen oder Steinbüchsen waren teuer. Nur wenige Städte konnten sich diese effektiven Belagerungsgeräte leisten. Der Vorteil lag eindeutig auf Seiten der Burg, die mit wenigen Leuten und dem Höhenvorteil verteidigt werden konnten. Mit Armbrüsten und ersten Handrohren war die Verteidigung auch durch weniger ausgebildete Kriegsknechte möglich.
Mit dem Aufkommen von Feuerwaffen änderte sich das Verhältnis. Meist reichte schon das Aufbauen von Kanonen aus, dass sich eine Burg ergab. Eine Anpassung der Burganlagen des Regensteins an Feuerwaffen ist mangels Bodenfunden nicht nachweisbar.
Kammergeschütz um 1450 mit kurzem Rohr. Die Kanone war ein Schnelllader, bei dem in einer Kammer Pulver und Kugel fertig verdämmt war und in das eigentliche Rohr eingesetzt wurde. So wurde eine höhere Schussfolge als bei Vorderladern erreicht.
Die Lafette ist primitiv und musste nach jedem Schuss neu ausgerichtet werden. Gezielt wurde mit Kernschuss, ballistische Schüsse sind geschätzt worden. Der Schuss mit Vollkugeln auf eine Befestigungsanlage dürfte nur eine moralische Wirkung gehabt haben. Ein Schuss mit Eisenschrott und Nägeln auf angreifende Infanterie war allerdings extrem wirkungsvoll.
Aufgrund mangelhafter Toleranzen beim Gießen und minderer Reichweite verschwanden die Kammergeschütze sehr schnell vom Schlachtfeld. In den Burgen und Festungen des Mittelalters wurden die Kammergeschütze noch länger verwendet, da der Platzbedarf zur Bedienung der Kammergeschütze geringer war, als bei Vorderladern.
In [6] wird eine interessante Theorie aufgestellt:
In der Spätzeit der Burg soll der Haupteingang der Burg von der vierstufigen Toranlage der Felsenburg an den Nordhang des Felsens verlegt worden sein. Geschützt durch einen Halsgraben im Fels, einer Zugbrücke und einem Rondell. Damit wäre die Burg auch für Karren und Zugtiere zugänglich geworden. Durch die alte Toranlage mussten alle Waren mit Muskelkraft transportiert werden.
Zur Besatzung der Burg mit kriegsfähigen Männern und Gesinde zum Unterhalt der Burg, liegen mir keine Zahlen vor.
Die Aufgabe der Burganlage auf dem Regenstein war folgerichtig. Der Regenstein lag abgelegen, während Burg Blankenburg oberhalb einer wichtigen, mittelalterlichen Stadt lag.
Burg- und Festungsruine bei Blankenburg im Nordharz. Raubgrafentunnel Bergfried Vorburg Teufelsloch Papenberg Schanzen Sandhöhlen Preußische Festung Raubgrafenkasten Graf von Regenstein Bastion Scharfe Ecke Felshöhlen Kasematte Erdschanzen Ludwigsburg Heerstraße Sandsteinhöhlen Grüner Hof Regensteinmühle Bastion Mühlberg