Plan der Festung um 1750.
Quelle: Staatsbliothek zu Berlin, Public Domain Mark 1.0, https://digital.staatsbibliothek-berlin.de/
Der Regenstein liegt auf einer Felserhebung im Harz, die an drei Seiten steil abfällt. Umgeben von Machtgebieten dreier deutscher Fürstentümer. Zangenbewegungen zur Umgehung einer Wehranlage waren damals bereits bekannt. Eine minderwertige Festung, wie der Regenstein, wurde entweder erobert oder einfach umgangen und isoliert.
Die Bedeutung der Festung Regenstein wird überbetont, weil zu den damaligen Zeiten die Region Regenstein überbewertet wurde.
Der Regenstein war für die Anlage einer Festung nur bedingt geeignet.
Eine Herausforderung war, das fortifikatorisch ungünstige Gelände nach den Anforderungen an eine Festung im 17. Jahrhundert zu befestigen. Dazu gehörten eine Toranlage, Bastionen und Kurtinen und alle Wirtschaftsgebäude. Eine sichere Wasserversorgung war für jede Festung zwingend notwendig.
Die Festung Regenstein wurde als Stützpunkt von Kurbrandenburg errichtet. Sie sollte den Nordharz und das Gebiet um die Stadt Halberstadt schützen. Die heute noch sichtbaren Ruinen der Festung geben keinen Eindruck von der wirklichen Ausdehnung der Festung. Vorgelagerte Erdwerke mit Schanzen und Ravelins sollten eine Annäherung der Gegner an die Kernfestung erschweren.
Die gesamte Anlage war damals baumfrei, um freies Schussfeld zu gewährleisten.
Die Form der Kernfestung folgt dem Geländeverlauf. Die langestreckte Bastion "Scharfe Ecke" schützt den Weg zur Toranlage und ermöglicht flankierendes Feuer. In Gegenrichtung wird der Weg von der Bastion "Friederichsburg" gedeckt. Die Torkurtine wird durch eine krenelierte Mauer, die "Schützentreppe" aufgewertet. Vorgelagerte Erdschanzen beiderseits des Weges schützen die Mauern.
In östlicher Richtung folgen die Mauern dem Gelände. Alle Bastionen ermöglichen flankierendes Feuer ohne tote Winkel.
Im Knick der Bastionen befindet sich eine größere Dreieckschanze und ein zugehöriger Infanterieausgang in der Bastion Friederichsburg.
Um 1600 wurde der Wehrbau bereits wissenschaftlich betrieben. Kenntnisse der Artillerie, Mathematik und der Festungsbau folgtem dem Gelände. Die Festung Regenstein folgt dem Gelände formal mit Bastionen, Kurtinen und vorgelagerter Schanzen.
Die optimale Ausrüstung der Festung mit Truppen und Artillerie war vorgesehen, wurde aber nie erreicht. Bei einer optimalen Ausrüstung der Festung hätte die Wehranlage trotz der Mängel einen enormen Widerstandswert gehabt. Der geforderte Mannschaftsbestand von 1.000 Infanteristen wurde nie erreicht, weil der Regenstein niemals eine Kriegsfestung war. Er war eine Garnisonsfestung, die gerade noch so kampffähig gehalten werden sollte,
Rechts vom Tor befinden sich Erdschanzen. An der Torkurtine wurde eine Zugbrücke als Hebetor eingebaut. Rechtsseitig befand sich eine krenelierte Mauer, die sogenannte Schützentreppe. Eine Mauer mit Schießscharten aus der Schnellfeuer mit Musketen möglich war. Ein Schütze schoß, zwei Helfer laden die Musketen und reichen zu. Schussfolge aus einer Scharte bis zu 10 Schuss/min. Zielen war nicht üblich, sondern es wurden Deutschüsse abgefeuert, die ungefähr in die Richtung des Ziels hindeuteten.
Durch die vorgelagerten Erdschanzen war der Torbereich sturmfrei. Ein Dauerfeuer aus der Schützentreppe dürfte jeden Angreifer zurück gewiesen haben. Die Besatzung des Regensteins erreichte nie die Dichte, um mit drei Schützen pro Scharte eine effektive Verteidigung zu ermöglichen!
Vom Mauerwerk der Schützentreppe ist nichts mehr vorhanden. Allerdings sind die Aushauungen im Fels aureichend, um sich die Schützentreppe vorstellen zu können.
Bei der Festung Regenstein ziehen sich Erdschanzen um die gesamte Kernfestung entlang der Bastionen von der Scharfen Ecke bis zur Bastion Neubrandenburg.
Erdschanzen waren einfach zu errichtende Befestigungsanlagen, die das Vorfeld einer Festung schützen und die Kernanlage sturmfrei machen sollte. Je nach Ausbau hatten die Schanzen Palisaden und Schießscharten. In die Facen der Schanze wurden oft spitze Pfähle eingerammt oder Spanische Reiter davor aufgestellt, um einen Angriff zu erschweren.
Das obige Foto zeigt eine kleine Erdschanze, die im Laufe der Zeit schon etwas in sich zusammen gesunken ist. Trotzdem ist der Höhenvorteil der Schanze erkennbar. Angreifer mussten über freies Gelände und bergauf stürmen.
Vor der Bastion Friederichsburg, linksseitig der Schützentreppe, befindet sich eine der grösseren Erdschanzen. Schon durch den Höhenvorteil der Verteidiger dieses Erdwerks, war diese Schanze kampfstark und konnte den Torgraben schützen.
Unterhalb der Bastion Friedrichsburg sind die Schanzen durch Erdwälle verbunden, wodurch sich ein vorgelagertes Festungssystem unterhalb der Kernfestung ergibt.
Bei der Festung Regenstein wurden Erdschanzen in großem Stil eingesetzt, um ungünstige Bereiche weitläufig zu befestigen. Heute ist davon nur noch wenig zu sehen und man muß gezielt danach suchen. Die Natur hat sich das Gelände im Laufe der Jahrhunderte zurück erobert. Die Schanzen sind teilweise eingeebnet und durch starken Baumbestand kaum erkennbar. Besonders im westlichen Bereich und am Heers wurden die Erdwerke errichtet. Die Ausdehnung der Festung Regenstein war erheblich größer, als allgemein bekannt.
Unterhalb der Bastion Scharfe Ecke befindet sich eine fast eingeebnete Schanze, die heute kaum noch erkennbar ist.
Die Schanzen und die Bastionen wurden so angelegt, dass tote Winkel möglichts vermieden wurden. Bei einem Angriff sollte Kreuzfeuer zum Schutz der eigenen Anlagen einen Sturm verhindern.
Burg- und Festungsruine bei Blankenburg im Nordharz. Raubgrafentunnel Bergfried Vorburg Teufelsloch Papenberg Schanzen Sandhöhlen Preußische Festung Raubgrafenkasten Graf von Regenstein Bastion Scharfe Ecke Felshöhlen Kasematte Erdschanzen Ludwigsburg Heerstraße Sandsteinhöhlen Grüner Hof Regensteinmühle Bastion Mühlberg